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Feldenkrais in Bewegung
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Spastische Lähmung aus Sicht der Feldenkrais-Methode®

Selbstwahrnehmung und Schwerkraftempfindung

Notwendige Voraussetzungen für eine normale funktionale Entwicklung des Säuglings sind die Selbstwahrnehmung (das Spüren des eigenen Körpers) und die Wahrnehmung der auf ihn wirkenden Schwerkraft. Der allererste Reiz, ohne den es eine für uns normale Entwicklung nicht gäbe, ist der Reiz der Schwerkraft. Sie bestimmt unsere physische Entwicklung als Individuen wie als Spezies, während sich unser psychischer Werdegang, seine Engpässe, Niederlagen und Beeinträchtigungen unter anderem kinästhetisch in einer mangelhaften Anpassung an die Gesetze der Schwerkraft widerspiegelt.

Durch das Empfinden der Schwerkraft an den verschiedenen Gliedern seines Körpers erlernt ein gesunder Säugling die Regulierung der Muskelspannung, die für die Ausführung willentlicher und gezielter Bewegungen notwendig ist. Ein gesunder Säugling braucht einige Monate bis er sich mit der Schwerkraft vertraut macht, um in diesem Feld den Zusammenhang zwischen Selbstempfindung, Schwerkraftempfindung und Bewegung erforschen zu können. Nur das Zusammenspiel dieser drei Elemente kann zu einer gesunden funktionalen Entwicklung des Säuglings führen, in der er eine optimale Anpassung seines Kraftaufwand an die Schwerkraft erlernt.

Verständnis der spastischen Lähmung

Bei einem spastisch gelähmten Säugling ist dieses Zusammenspiel erheblich gestört, oft zerstört. Das ist unter anderem die Folge einer Verminderung der Empfindungsfähigkeit, und wird - wie der gesamte Symptomenkomplex der Cerebral-Parese - durch die Zerstörung von Nervenzellen im Gehirn verursacht. Dieses Phänomen - die Tatsache, dass Zellen zerstört werden - äußert sich in einer Spannungserhöhung der Muskulatur - im erhöhten Muskeltonus - in den vom zentralen Nervensystem nicht gesteuerten Körperbereichen.

Es kann infolgedessen eine nur stark beeinträchtigte oder keine abwechselnde Anspannung der Beuge- und Streckmuskeln stattfinden. Beuge- und Streckmuskeln spannen und entspannen sich gleichzeitig oder aber im besseren Fall zeitlich überlappend. Was durch die Arbeit des einen erreicht werden soll, wird durch die Arbeit des anderen zunichte gemacht. Die Absicht und die verfügbare Energie (die Nervenimpulse) werden somit nicht in gerichtete Bewegung umgesetzt, sondern in einen Kampf der Muskeln gegeneinander. Daher kommt die Schwierigkeit, bzw. die Unmöglichkeit, willentliche Bewegungen auszuführen. Es geht hier nicht, wie sehr oft angenommen, um einen Mangel oder Überschuss an Energie (an Nervenimpulsen), sondern um eine ungenügende Steuerung des Gehirns, die unkontrollierte Nervenimpulse des autonomen Nervensystems ermöglicht.

Ansatz der Feldenkrais-Methode®

Wenn das Gehirn eine Funktion aufbaut bzw. ausübt, besteht seine Vorgehensweise hauptsächlich darin, dieser bestimmten Funktion nicht dienende, sie dadurch störende Impulse zu hemmen. Ohne die Fähigkeit dies tun zu können, kann kein Aufbau von Funktionen stattfinden. Das Hemmen einer (potentiellen oder sich schon in Gang befindenden) unzweckmäßigen Aktivität von Nervenzellen des autonomen Nervensystems ist deswegen notwendig, weil diese Aktivität ihrerseits unzweckmäßige, störende Muskelkontraktionen bewirkt. Dies kann soweit gehen, dass die Funktion bis zur Unkenntlichkeit verzerrt wird. Der übermäßige Muskeltonus, der bei einer Zerebralparese eintritt, wird nicht dadurch verursacht, dass vom Gehirn aus zu viele oder falsche Impulse gesendet werden, sondern dadurch, dass die im autonomen Nervensystem überwältigend zahlreichen unzweckmäßigen Impulse nicht gehemmt werden.

Um das zentrale Nervensystem zu befähigen, korrekt geleitete Impulse zuzulassen, werden in der Feldenkrais-Methode® nicht die Bewegungsmuster als solche korrigiert, sondern atavistische Reaktionen (Urfunktionen), wie es z.B. die Schwerkraftsanpassung und die Drehfunktion sind, aktiviert. Dies geschieht zuerst in einem anderen Kontext als dem des mangelhaft auftretenden Verhaltensmusters (siehe Funktion "Stehen").