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Berührung in der Feldenkrais-Methode®

Die Berührung ist eine biologische Selbstverständlichkeit und Notwendigkeit

Sie wird dessen ungeachtet, durch eine vorwiegend theoretisch erfolgende Spezialisierung im therapeutischen Bereich und auf dem Hintergrund ihrer allgemeinen gesellschaftlichen Tabuisierung in der westlichen Kultur, von ihrer natürlichen und notwendigen Funktion als Kommunikationsmittel zwischen zwei Nervensystemen auf der sensorischen Ebene entfremdet. Derartige Spezialisierungen, die nicht auf Selbsterfahrung basieren, münden in Orientierungslosigkeit, was die Rolle und die Wirkung der Berührung betrifft. Hieraus entsteht die Unfähigkeit, die Berührung spontan sinnvoll, d.h. nicht in einer "nach Rezept" bestimmten Abfolge, sondern den individuellen und sich ständig verändernden Umständen entsprechend, heilend einzusetzen. Es ist die gleiche Orientierungslosigkeit, die herrscht, wenn man sich in einer fremden, unbekannten Sprache mit anderen zu verständigen sucht.

Das Berühren gilt einer Person

Das Berühren im Allgemeinen - um wie viel mehr das heilen-wollende erst! - gilt einer Person. Was ich in der Therapiesitzung berühre, ist nicht ein zur Therapiestunde aus dem Schrank geholtes Bein, kein Nacken, keine Hand, sondern eine Person, ein anderes "Ich" mit Ängsten, mit Hoffnungen, mit einer Geschichte, mit Wünschen, mit Gefühlen, die da sind, auch dann da sind, im Keim oder verschüttet, wenn es sich um ein Kleinkind oder einen Komapatienten handelt.

"Sie sehen, wie viel Zeit ich mir in der vorbereitenden Phase meiner Arbeit mit einem solchen (behinderten) Kind nehme um dem Kind das Gefühl zu vermitteln, dass es als eigenständiges Wesen empfunden wird und nicht als eine Nummer im Krankenhaus. Für mich ist dieser der wichtigste Teil meiner Sitzung. Zum ersten Mal ist dieses Kind ein Mensch mit Recht auf eigenen Anspruch... und all meine Sorge beim Umgehen mit einem Kind, das nicht antworten kann, das nicht weinen oder schreien kann und diese Behandlung in einer fremden Umgebung über sich ergehen lassen muss, ist ihm auch nicht den geringsten Schmerz zuzufügen, nicht einmal den Schatten eines Schmerzes, und wie sie sehen werden, wie feinfühlig mit ihm umgegangen wird... Aber das ist etwas, das ein dem Leben ganz eigenes Element enthält... Ein Austausch zwischen zwei Nervensystemen und dies mittels einer sensorischen Verbindung."

(Moshé Feldenkrais erklärt seine Arbeit mit einem fünfjährigen spastischen Kind vor seinen Schülern, in seinem Ausbildungskurs in Amherst)

Jede Berührung ruft im Nervensystem des Berührten unvermeidlich eine bewusstere Wahrnehmung der berührten Körperstelle hervor

Die ausgeführten Berührungen und Bewegungen sind Reize oder Impulse in der Form von (pädagogisch-therapeutischen) Hilfsmitteln, die einem Nervensystem gerade das bewusst machen, was dem Wahrnehmen und der Bewusstheit der berührten Person "entgangen" ist.

Berührung

Man kann sagen, dass der Griff und die Berührung in der Feldenkrais-Methode® überhaupt eher in der Form einer Frage an die Empfindung des Behandelten, des Schülers, wirken soll, einer kinästhetisch gestellten Frage, die, in Worte übersetzt, so klingen würde: "Guck, was Du mit Dir selbst machst. Wusstest Du davon? Meinst Du wirklich das, was Du tust? Ist das wirklich Deine Absicht? Brauchst Du eigentlich, was Du tust, oder ist das nur eine unbeabsichtigte Haltung oder Reaktion, die nicht nur Deinen Absichten nicht nützt, sondern ihre Verwirklichung sogar verhindert?"

Mit dieser Art fragender Berührung hilft man dem Behandelten (dem Lernenden), sein eigenes Urteil, dasjenige, das sensorisch und wahrnehmungsgesteuert ist, über das, was für ihn richtig und notwendig, oder falsch ist, zu entwickeln - eine Gelegenheit, die sein Nervensystem jedes Mal ausschöpft -, so dass ihm die Freiheit, ja die Würde gewährt wird, selbst zu entscheiden, ob das, was er mit sich tut, für ihn nützlich oder schädlich sei, ob er es weiter behalte oder weglasse. Diese Art der Berührung wird vom lernenden Patienten als frei von jedem Zwang empfunden und ermöglicht ihm seine Aufmerksamkeit auf sich selbst zu richten, die unbelastet ist von jedem nach willkürlichen Maßstäben gefällten Urteil von gut und schlecht, von richtig oder falsch.

Der einzige Maßstab, nach dem der Schüler zwischen "gut" und "schlecht" - in dem, was er mit sich selbst tut oder sich selbst antut, in dem, wie er, wissentlich oder unwissentlich, mit seinem Körper, mit seiner ganzen Person umgeht - zu unterscheiden und auszuwählen hat, ist im Feldenkrais-Unterricht er selbst, es ist sein Befinden, das, wie man weiß, im Soma wie in der Psyche wurzelt und das dank einer im Feldenkrais-Unterricht eingeleiteten Wahrnehmungsverfeinerung sich plötzlich deutlicher als zuvor zu Wort meldet. Auf diese Art wird der berührten Person ihre Berechtigung auf ein bedingungsloses und bewertungsfreies Dasein bestätigt.